Das Dojo ist der Ort an dem man sich der Kunst widmet. Es ist ein Ort der Unterweisung und konzentrierten Übung. Doch dieser Ort ist nicht an eine Räumlichkeit gebunden - er ist überall. Beschränkt man die Kunst auf einen Ort, trägt man den Kern der Kunst nicht auch in seinen Alltag, dann betreibt man nur einen gelegentlichen Zeitvertreib - ein Hobby. Die Kunst an sich kennt keine Einschränkung, weder räumlich noch zeitlich. Der Weg einer Kunst hat kein Ende. Man geht ihn bis zum Tode. Er hat demnach auch kein Ziel. Alles dreht sich um die niemals endende praktische Übung.
"Budo ist der Weg des Kriegers, und er umfasst alle Kampfkünste Japans. Im Budo wurden die bestehenden Beziehungen zwischen Ethik, Religion, und Philosophie in einer sehr direkten Weise vertieft. Hingegen ist sein Bezug zum Sport erst in neuerer Zeit entstanden. Die alten Texte über budo sprechen allein von der geistigen Bildung und der Reflexion über das Wesen des Selbst: 'Wer bin ich?' Do bedeutet im Japanischen WEG. Wie kann man diesen Weg üben? Durch welche Methode kann man ihn erreichen? Es handelt sich nicht nur darum, eine Technik, ein waza zu erlernen, und noch viel weniger um sportlichen Wettkampf. Budo umfasst Künste wie kendo, judo, aikido und kyudo (Bogenschießen). Allerdings das Schriftzeichen (kanji) bu bedeutet eigentlich: den Kampf anhalten und ihn beenden. Denn im budo geht es nicht allein um Wettstreit, sondern viel mehr darum, den Frieden und die Meisterschaft über sich selbst zu finden." (Taisen Deshimaru-Roshi: ZEN in den Kampfkünsten Japans)
Das Üben an sich ist zu Beginn in seinem Wesen und seiner Struktur ganz auf die korrekte Erlernung grundlegender Bewegungsmuster ausgerichtet. Wer Ninjutsu praktiziert, muss alte Bewegungsmuster ablegen und neue erlernen. Dies ist mitunter schwieriger als man annehmen möchte, denn um die Bewegungen richtig ausführen zu können, muss an Flexibilität, Körperkontrolle und Koordinationsvermögen gearbeitet werden. Ninjutsu ist demnach keine Sportart und kein Selbstverteidigungssystem, bei dem in relativ kurzer Zeit bereits vorhandene Bewegungsmuster impulsiv zu einer gewissen kämpferischen Effizienz gebracht werden. Erst werden korrekte und schonende Haltung und Bewegungen erlernt, gründlich geübt und später zu Effizienz gebracht - unabhängig von der Waffe, die geführt wird.
"Die Drei Stufen der Entwicklung
Shojin, die erste Stufe, ist eine Zeit der willentlichen und bewussten Übung und für den Anfang notwendig. Im budo wie im Zen dauert dieser Abschnitt etwa drei bis fünf Jahre, früher sogar länger als zehn Jahre. (...)
Die zweite Stufe, nach dem shiho, ist die Zeit der unbewussten Konzentration. Der Schüler ist in einem Zustand inneren Friedens. Jetzt kann er zum wahren Assistenten des Meisters und später auch selbst Meister werden und seinerseits andere unterweisen.
In der dritten Stufe erreicht der Geist die wahre Freiheit. 'Freier Geist - freies Universum.' Nach dem Tode des Meisters ist man selbst ganz und gar Meister. Allerdings - man darf natürlich nicht den Tod seines Meisters erwarten oder gar wünschen, um dadurch frei zu sein! ..." (Taisen Deshimaru-Roshi: ZEN in den Kampfkünsten Japans)
Im Westen hat man diese auf Jahre angelegte Entwicklung häufig nicht verstanden. Man hat die Form entweder ganz über Bord geworfen oder sie zum Dogma erhoben. Die Form ist in den Kampfkünsten ein Werkzeug - ein Mittel zum Zweck. Der Zweck ist den Körper gesund, beweglich und kräftig zu machen und zu halten - gleichzeitig werden Bewegungen programmiert, welche hinsichtlich Synchronisation, Kraftlosigkeit und Effizienz optimiert sind. Hochwertiges dualistisches Üben aus Form und Anwendung (oder wie man heute sagen würde hard skills und soft skills) führt irgendwann, je nach Begabung und Intensität des Übens, zur höchsten Ebene: Intuition und Handlung treten im gleichen Moment hervor - ohne Nachdenken und ohne Zögern.
Von dem bisher Gesagten sollte sich jedoch niemand abschrecken lassen, eine der Übungseinheiten in Vach oder die einer der vielen anderen Dojos zu besuchen. Nur im Rahmen einiger Einheiten kann man sich wirklich über die Inhalte und die Bandbreite des Ninjutsu informieren und herausfinden, ob einem diese Kunst liegt oder nicht. Schließlich hat ein Probetraining seinen Zweck auch dann schon erfüllt, wenn es einem Interessenten geholfen hat, herauszufinden, was er nicht machen möchte.